Wenn man von
den spanischen Kriegszielen im dreißigjährigen Krieg spricht, kann
man von drei verschiedenen Arten von Zielen ausgehen: den lang-,
mittel- und kurzfristigen Zielen.
Die
langfristigen Ziele Philipps IV von Spanien (bzw. seines Kronrates)
waren dieselben welche schon seine Vorgänger Philipp II und PhilippIII verfolgt hatten:
- erstens die Verteidigung des katholischen Glaubens, sowohl gegen die nordeuropäischen Häretiker als auch gegen die muslimischen Osmanli im Süden;
- zweitens die Sicherung der spanischen Vorherrschaft, sowohl in Europa als auch in Amerika (Fernández Álvarez, La cuestión, 7).
Diesen
langfristigen Zielen waren eine Serie von mittelfristigen Zielen
untergeordnet, welche sich unter den jeweiligen Umständen änderten.
So konnte eine militärische Niederlage, das Aussterben einer
Dynastie oder die Bildung eines Bundes diese Ziele gefährden, wenn
nicht gar zunichte machen.
Flagge der Republiek der Zeven Verenigde Nederlanden |
Flagge des Imperio Español |
Anhand des
Beispiels des Nordprojekts werde ich diese mittelfristigen und
kurzfristigen Ziele Spaniens des 16. und 17. Jahrhunderts untersuchen.
Das
Nordprojekt war einer der zahlreichen Versuche um die Niederlande
wirtschaftlich, politisch und militärisch zu besiegen. Es wurde 1626
entwickelt, dessen Ziele waren aber schon seit den 1622er erkennbar.
Zunächst formuliere ich die mittelfristigen Ziele und gehe
anschließend auf die kurzfristigen Ziele ein. Allerdings muss man
sich stets erinnern, dass sich der wirtschaftliche Faktor (wie schon
Braudel formulierte) langsam verändert, so dass die
wirtschaftlichen Ziele zwischen 1622 und 1629 stets gleich blieben,
ganz im Gegensatz zu den kurzlebigen politischen Faktoren.
Über das
Nordprojekt gibt es in zahlreichen Quellen nur vereinzelte Hinweise;
so dass ich mich auf drei Hauptquellen stütze: das monographische
Werk La politica europea de España durante la guerra de los
treinta años (1624 – 1639) von Rafael Ridenas Vilar aus dem Jahr
1967, und die zwei Artikel Die kaiserliche Ostseeflotte (1627 –
1632) von Helge bei der Weiden, 1979, und El Corso del Flandes
español como factor de guerra economica von Enrique Otero Lana,
2005. Da es seit dem keine neueren Entdeckungen gemacht wurden,
reicht dieses Quellenmaterial vorerst aus.
Warum
schreibe ich über dieses Thema? Wegen drei Gründen: erstens war das
Thema bisher recht einseitig betrachtet worden (Rideans Vilar
analysierte das Thema von der politischen, bei der Weiden die
wallensteinischen und Otero Lana die flandrischen Sicht). Zweitens
passt das Thema gut zur Fragestellung was die Kriegsziele Spaniens
waren. Noch dazu ist es chronologisch klar Umrissen: 1626 begann es,
und mit der Schwedeninvasion fand es sein Ende. Dritten war es
reizvoll ein bisher wenig betrachtetes Beispiel der spanischen
Kabinettspolitik zu studieren.
(2) Die
drei mittelfristigen Ziele des Nordprojekts
Obwohl es
auf den ersten Blick nicht so erscheinen mochte: Spanien war sowohl
daran interessiert den holländischen Handel zu schädigen als auch
seinen eigenen (bzw. den der spanischen Niederlande in der Ostsee) zu
stärken. Des weiteren war es politisch sinnvoll wenn die Nordsee und
das Baltikum katholisch werden würden (sei es als Teil Spaniens, des
Reiches oder Polens). Zuletzt hatte Spanien auch rein geostrategisch
– militärische Interessen.
Der
Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden (1609 –
1621) hatte für Spanien enorme wirtschaftliche Nachteile erbracht.
Holland konnte nach dem militärischen Sieg seinen Einfluss auf dem
ostindischen Gewürzmark ausdehnen und Amsterdam zum Zentrum der
Finanzwirtschaft entwickeln. Der Ostseehandel wurde nun komplett von
der unabhängigen Republik kontrolliert (Ernst, 20) und schaffte es
sogar die flandrischen [spanischen] Provinzen als Wirtschaftsmotor
der Niederlande (Otero Lana, 114) zu verdrängen. Das ging sogar
so weit, dass der Krieg [für Spanien] auf Dauer billiger zu
stehen kam als der Frieden (Ernst, 20). Die deutschen Territorien
Spaniens (und seiner Verbündeten, den der österreichischen
Habsburger) begannen wirtschaftlich immer stärker von den
Generalstaaten abzuhängen, da sie große Mengen an Holz, Pech,Hanf
und Kupfer vom Baltikum importierten (Moreno Almarcegui, 292).
Gleichzeitig
gingen die Spannungen in Übersee weiter. Obwohl die Niederlande nur
zwei Mal in Form von Korsarenflotten gefährliche Vorstöße wagten
(Fernandez Alvarez, El fracaso, 649. 1615 wurde die spanische Flotte
von Peru vernichtet, 1616 versuchte eine holländische Expedition
einen friedlicheren Verbindungsweg nach Asien), war Spanien
sehr um die militärische Sicherung seiner Seewege besorgt. Denn man
hatte Angst, dass der Silberfluss durch weitere Korsarenangriffe
versiegen könne, und ohne das Silber war es unmöglich das Imperium
am Leben zu erhalten (Ernst, 22).
Ein Frieden
war rein wirtschaftlich betrachtet für Spanien unrentabel. Hollands
Stärke war auch deren Schwäche: der Ostseehandel. Ohne Zufuhr
von Getreide konnten die Niederlande schon im Mittelalter nicht
bestehen (Baasch, 272), im 17. Jahrhundert war es ihnen erst recht
unmöglich. Spanien wollte ebendiese Schwäche ausnutzen und
entwickelte drei verschiedene Strategien:
Dünkirchner Piraten gegen holländische Schiffe, 1641. - Zweitens entwickelte man die Strategie der Konkurrenz. 1622 wurde ein Wirtschaftsrat eingerichtet (Molas Ribalta, 91) um den Wirtschaftskrieg in der Ostsee zu organisieren, aber wegen seiner Ineffizienz wurde er schon 1624 wieder aufgelöst. Stattdessen wurde die Handelskompanie Admiralität von Sevilla 1612 gegründet (Molas Ribalta, 92). Die Schiffe dieser Gesellschaft wurden von Kaufleuten aus Sevilla, den spanischen Niederlanden und aus dem Reich (Ernst, 25) ausgerüstet. Aber wegen des geringen Interesses der spanischen und hanseatischen Kaufleute war diese Handelsgesellschaft nie stark genug, um auch nur annähernd die wirtschaftliche Dominanz Hollands zu brechen.
- Drittens, kam man auf die Idee des Baus einer echten Nordseeflotte. Während die friedliche Strategie der wirtschaftlichen Konkurrenz im Gegensatz zu den militärischen Überfällen der spanischen Korsaren wenig erfolgreich war, schien es effizienter und auch schneller den Feind militärisch unter Druck zu setzen.
Um letzteres
zu erreichen brauchte Spanien in der Ostsee und, wenn möglich, am
Baltikum mindestens einen sicheren Hafen. Leider war die Situation
zunächst ungünstig: die protestantischen Schweden unter Gustav II.Adolf hatten zahlreiche Siegen gegen das katholische Polen SigismundsIII.errungen, ebenso konnte der katholische General Tilly nur wenige
Erfolge gegen den evangelischen Dänen Christian IV. verbuchen.
Obwohl der
Kaiser wiederholt Spanien um einen Waffengang gegen Dänemark bat,
wurde dieser abgelehnt. Der Kronrat um Philipp IV wollte keinen
weiteren kostenspieliegen Krieg gegen einen neuen Gegner beginnen
(Ernst, 34). Außenpolitisch lud die Situation auch nicht zu weiteren
Kriegen ein, denn erst 1623 war das spanische Eheprojekt mit Jakob I.von England gescheitert, und das (noch) geschwächte Frankreich
zeigte ein reges Interesse an Italien welches in der Spanischen
Einflusssphäre lag (Schilling, 523).
Einen
direkten Krieg konnte man nicht wagen. Vielmehr sollten Polen und der
Kaiser die Arbeit erledigen, ein paar Häfen aushändigen und
ansonsten, wenn möglich, den Niederländern den Krieg erklären (was
nie geschah), obwohl Olivares es stets versuchte.
Weiter unten
werde ich auf diese zahlreichen, eher kurzfristigen Ziele, eingehen
(England und Frankreich ruhig halten, Polen und das Reich für die
spanische Sache einbinden).
Spanisches Weltreich. Um 1622 beherrschte Spanien noch sämtliche Farben, Grün ausgenommen. |
Um die
Niederlande im Falle eines erneuten Krieges schaden zu können,
musste Spanien von zwei Seiten aus angreifen: auf dem Land wie auf
dem Wasser. Und dies war extrem brisant. Auf dem Land konnte Spanien
keine großen Truppenbewegungen wagen: zu lang und zu teuer war der
Weg vom Mittelmeer bis zur Ostsee, auch war Frankreich stets um
seine Sicherheit besorgt. Auf dem Wasser waren die Holländer noch im
Vorteil und wurden nur durch die spanischen Korsarenflotten gestört.
Wenn man
also eine Nordseeflotte aufbaut, könnte man Holland in die Zange
nehmen, den eigenen Handel besser schützen und zugleich ein Bollwerk
gegen Skandinavien (Dänemark und Schweden) zur Unterstützung des
Reiches errichten. Eine Flotte konnte also nur Vorteile bringen. Die
Herausforderung bestand einzig und allein im Aufbau eben dieser
Flotte und der Kontrolle über eben für den Aufbau benötigten
Häfen.
(3) Die
kurzfristigen Ziele des Nordprojekts und deren Geschichte
Nun wird
näher ins Detail eingegangen, wobei ich einer thematischen
Gliederung eher die chronologische bevorzuge, um die Übersicht zu
wahren. Dabei kommen, insbesondere die politischen Zielsetzungen,
klar zur Geltung.
Der
Ursprung des Nordprojekts
Francisco de Moncada, Marques von Aytona (1586 - 1635). |
Beide Pläne
sahen vor, dass Spanien einige Häfen in der Ostsee und am Baltikum
kontrollieren sollte um anschließend eine Flotte aufzubauen mit der
die Spanier holländische Schiffe kapern, deren Handelsmarkt im
Norden sperren und den Bewegungsraum ihrer Flotten einschränken
könne.
Diese Pläne unterschieden sich nur in der Auswahl und Beschaffung der Häfen. Während Aytona vorschlug, dass der habsburgische Kaiser mit Brandenburg und Polen einige Häfen aushandeln solle, hatte Solre eine weitaus aggressivere Taktik im Sinn.
Zahlreiche polnische Häfen in Preußen waren von den Schweden im polnisch-schwedischen Krieg besetzt worden. Zwar war der Graf von Pommern dem katholischen Kaiser loyal, aber alt und ohne Erben. Spanien sollte den Kaiser dazu drängen, den Schweden den Krieg zu erklären, um einige Häfen zusammen mit Polen zurückzuerobern; und gleichzeitig weitere pommersche Häfen vom Grafen einfordern. Anschließend sollten diese Häfen von der Flandern-Flotte Spaniens und der Hanse beschützt werden. 1627 änderte man den Plan geringfügig, indem man beschloss, dass die Flandern-Flotte weiterhin bei Flandern operieren sollte. Stattdessen sollte eine Flotte von der Hanse gemietet bzw. gekauft werden (Ridenas Vilar, 85).
Diese Pläne unterschieden sich nur in der Auswahl und Beschaffung der Häfen. Während Aytona vorschlug, dass der habsburgische Kaiser mit Brandenburg und Polen einige Häfen aushandeln solle, hatte Solre eine weitaus aggressivere Taktik im Sinn.
Zahlreiche polnische Häfen in Preußen waren von den Schweden im polnisch-schwedischen Krieg besetzt worden. Zwar war der Graf von Pommern dem katholischen Kaiser loyal, aber alt und ohne Erben. Spanien sollte den Kaiser dazu drängen, den Schweden den Krieg zu erklären, um einige Häfen zusammen mit Polen zurückzuerobern; und gleichzeitig weitere pommersche Häfen vom Grafen einfordern. Anschließend sollten diese Häfen von der Flandern-Flotte Spaniens und der Hanse beschützt werden. 1627 änderte man den Plan geringfügig, indem man beschloss, dass die Flandern-Flotte weiterhin bei Flandern operieren sollte. Stattdessen sollte eine Flotte von der Hanse gemietet bzw. gekauft werden (Ridenas Vilar, 85).
Solres Plan
wurde vom Conde-Duque Olivares und dem Ministerrat mit Begeisterung
aufgenommen; der andere Plan aufgrund der Abhängigkeit des
kaiserlichen Willens verworfen (Ridenas Villar, 88).
Das
Nordprojekt war so geboren. Der nächste Schritt war die Planung. Nun
hatte Spanien folgende Zwischenziele zu erreichen, um an die Häfen
zu kommen:
- Das Reich musste mit Dänemark Frieden schließen, um danach mit gesammelte Kraft den Schweden den Krieg zu erklären (Ridenas Vilar, 108). Man beachte, dass die dänisch-niedersächsische Phase des dreißigjährigen Krieges schon begonnen hatte.
- Spanien musste versuchen, dass sowohl England als auch Frankreich mit anderen Konfliktherden beschäftigt werden, um vom Nordprojekt abzulenken.
- Sowohl Polen als auch die Hanse mussten in das Projekt eingebunden werden, indem beide sowohl gegen die Niederlande (im Falle der Hanse) als auch gegen die Schweden (im Falle Polens) kämpfen.
Pläne
mit dem Reich
Zunächst
einmal wollte Spanien 1627 den dänischen Frieden erreichen,
allerdings nur durch den Sieg der Habsburger. Und Christian IV fühlte
sich in diesem Jahr wahrhaftig noch nicht bereit dazu: seine Heere
waren weder geschlagen noch hatte er innenpolitische Probleme. Erst
Jahre später, dank Wallensteins (und nicht Tillys) Truppen, wurden
die Dänen besiegt.
Während nun
der Kaiser und Maximilian sich annäherten, vor allem zuzüglich der
Pfalz-Frage (denn trotz der spanischen Subsidien benötigte FerdinandII. die Loyalität des Bayerns), fand
Spanien in Wallenstein nun
einen erfolgversprechenderen Partner. Da die Verhandlungen mit der
Hanse und mit Polen 1627 nicht gut liefen (siehe unten), wurden flugs
die Pläne geändert: nicht pommersche und preussische, sondern
dänische Häfen wären ebenfalls eine gute Operationsbasis für die
Ostseeflotte (Ridenas Vilar, 124). Gleichzeitig hatte Wallenstein im
September 1627 Spinola um Schiffsexperten gebeten (Bei der Weiden,
69), ebenso informierte Wallenstein sowohl Brüssel als auch Madrid
über seine Pläne, 1628 eine Großoffensive gegen Dänemark starten
zu wollen. Noch ein Jahr zuvor hatte Wallenstein kein Interesse
gezeigt (Bei der Weiden, 71); nun aber, durch die militärischen
Erfolge, benötigte er eine Flotte, um die eroberten Küstenabschnitte
sowohl vor den Dänen als auch den Schweden zu schützen.
Kapitulation der Stadt Rostock an Wallenstein, dem Oceanischen vnd Balthischen Meers Generaln, aus dem Jahr 1628. |
So verlief
alles 1627 relativ rasch: Wallenstein wurde vom Kaiser zum
General des Oceanischen und Baltischen Meers und Darauf habenden
Armada (Bei der Weiden, 78) ernannt, Sigismund III. schickte von
Polen aus einige Schiffe. Spanien entsandte auf Wunsch Wallensteins
Graf Philipp von Mansfeld als Flottenexperten und Generalkommissar.
Pläne
mit Frankreich und England
Es gab
zwischen beiden Nationen mehr oder weniger starke Spannungen, und
diese wollte Spanien ausnutzen. Trotz den französisch-spanischen
Problemen in Italien (Valtellina, Genuesischer-savoyischer Krieg)
gelang es den spanischen Diplomaten, 1627 ein anti-englisches
Militärbündnis zustande zubringen. Allerdings waren die Spanier
verpflichtet, den Franzosen mit einer Flotte zu Hilfe zu kommen,
sollte der Bündnisfall eintreten. Allerdings waren Olivares und der
Rat nicht vollständig zufrieden – der offene Krieg gegen England
war noch nicht ausgebrochen; beide Nationen konnten das Nordprojekt
noch gefährden (Ridenas Vilar, 96). Da traf es sich vorteilhaft,
dass wenige Monate nach dem trocknen der Tinte La Rochelle einenerneuten Aufstand wagte; und dass die Engländer ihre calvinistischen
Glaubensgenossen mit Flotte und Invasionskorps unterstützten.
Nun
allerdings war Spanien gezwungen eine Flotte zu senden, auch wenn sie
stets betonten, dass sie nur kämpfen würden wenn Frankreich eine
ähnlich starke Flotte stellen konnte. Was sie, wie Olivares genau
wusste, finanziell überfordern würde. Als die spanische Flotte aus
Cadiz auslief, war der Konflikt schon wieder vorbei: die Engländer
waren geschlagen, La Rochelle erobert.
Der zweite
Teil des Plans verlief im Sinne Spaniens, nur dauerte es viel zu
kurz, auch wenn sich Frankreich und England von diesem Konflikt
erstmal erholen mussten.
Pläne
mit Polen und der Hanse
Der dritte
Teil des Plans verlief vollkommen unbefriedigend: Obwohl der Kriegzwischen Polen und Schweden nach dem Waffenstillstand 1626 wieder
ausbrach und bis 1629 fortdauerte, verlief es für Spanien taktisch
schlecht: die Polen gewannen den Krieg nicht; sondern sie verloren
ihn in zahlreichen Schlachten zwischen 1626 und 1627. Noch dazu wurde
die Position des polnischen Königs Sigismund stark geschwächt: die
einflussreichen Adligen, welche wirtschaftliche Kontakte mit den
Niederlanden unterhielten, waren kriegsmüde (Ridenas Vilar, 116); es
gab dynastische Spannungen zwischen Sigismund III. und dem Prinzen
Ladislaus; und die milden Friedensbedingungen Gustav II. Adolfs (welchem
die Niederländer darum gebeten hatten) trugen nicht zu einer
Moralisierung bei. Sigismund konnte den Krieg nur (erfolgreich)
weiterführen, wenn er mit spanischen und kaiserlichen Truppen
unterstützt würde. Da aber weder das eine (es kam keine spanische
Flotte) noch das andere (wie schon oben erwähnt) der Fall war, wurde
1629 der Frieden mit Schweden geschlossen.
Und die
Hanse kooperierte gar nicht erst. Sogar Danzig wollte keine Schiffe
zu Verfügung stellen, obwohl deren Hafeneinfahrt von schwedischen
Schiffen blockiert wurde (Ridenas Vilar, 118).
(4) Das
Scheitern des Projekts und Schluss
Nur dank
Wallenstein konnte das Nordprojekt noch am Leben erhalten werden, bis
es durch eine Serie von Ereignissen vergessen, als erledigt
betrachtet wurde. 1628 war das Jahr des Wechsels: denn die politische
Situation hatte sich für Spanien geändert. Warschau begann
ernsthaft mit Gustav II. Adolf zu verhandeln, Sigismund III. konnte
und wollte nicht mehr auf die nicht kommenden spanischen Truppen
warten. Spanien konnte erst recht keine Truppen mehr schicken, da der
Mantuanische Erbfolgekrieg ausgebrochen war, das Projekt war nicht
mehr von Relevanz. Noch dazu verschärfte sich die Situation im Reich
wegen des Restitutionsedikts von Ferdinand II (Schmidt). Zuletzt
verlief der Krieg mit den Niederlanden, welcher 1621 ausgebrochen
war, nicht erfolgversprechend. Zwar unterhielt Spanien weiterhin
seine Kontakte mit dem Mitgliedern des Nordprojekts; aber eher um den
Schein zu wahren. In Wirklichkeit hatten Olivares und der Rat kein
Interesse mehr (Ridenas Vilar, 136, 147).
So setzte es
Spanien 1929 durch, dass der Generalkommissar und Flottenexperte Graf
von Mansfeld durch Gabriel de Roy ersetzt wurde (Bei der Weiden,
88); aber nicht um eine funktionsfähige Flotte aufzubauen sondern um
mit den gekauften Schiffen später die Flandern-Flotte zu verstärken
(Ridenas Vilar, 146). So konnten die Schweden leicht 1630 Hiddensee
und Rügen besetzen und 1631 Wismar erobern. Mit dem Desinteresse
Spaniens verlor auch Wallenstein die Lust an der Ostseeflotte, schon
weil Le Roy sich wenig kooperativ zeigte und statt schwedische
Kriegsschiffe eher holländische Kauffahrtschiffe versenkte (Bei der
Weiden, 90). Natürlich kam kaum ein Schiff bis nach Flandern, die
Schweden hatten die (kleine) Ostseeflotte in Wismar eingeschlossen.
Obwohl das
Nordprojekt letztendlich scheiterte, so ist es doch ein schönes
Beispiel für die (Kriegs-) Ziele der spanischen Kabinettspolitik.
Eine Idee wurde geboren, ein Plan geschmiedet und Diplomaten in alle
Welt geschickt. Die Botschafter welche nach Polen und Wien reisten
taten dies unter strengster Geheimhaltung und mit falschen Aufträgen
getarnt. Durch militärische Glücksfälle kam man dem Ziel
schon sehr nahe, bis die fest eingeplante Kooperation mit der Hanse
scheiterte, Wallenstein mit eigenen Plänen aufkreuzte, in Italien
eine strategisch wichtige Herrscherdynastie ausstarb und die
Hugenotten sich besiegen ließen. Kleine, geografisch weit
voneinander entfernte Ereignisse brachten das internationale Nordprojekte zum Scheitern, und neue Pläne wurden geschmiedet.
Quellen
BAASCH,
Ernst, Holländische Wirtschaftsgeschichte, Jena, 1927.
BEI DER
WEIDEN, Helge, Die Kaiserliche Ostseeflotte (1627 – 1632), in Aus
tausend Jahren mecklenburgischer Geschichte, Tatzeburg, 1979, S. 67 –
96.
ERNST,
Hildegart, Madrid und Wien 1632 – 1637, Münster, 1991.
FERNANDEZ
ALVAREZ, El fracaso de la hegemonia Española en Europa, in La España
de Felipe IV, Madrid, 1982, S. 636 – 761.
FERNANDEZ
ALVAREZ,La cuestión de Flandes (Siglos XVI – XVII), in Studia
histórica, 1986, S. 7 – 16.
MOLAS
RIBALTA, Pere, Instituciones y comercio en la España de Olivares, in
Studia histórica, 1987, S. 91 – 97.
MORENO,
Antonio Almárcegui, Europa en la era del capitalismo comercial,
Pamplona, 2007.
OTERO LANA,
Enrique, El corso del Flandes español como factor de guerra
económica, in Studia histórica, 2005, S. 111 – 133.
RIDENAS
VILAR, Rafael, La política europea de España durante la guerra de
los treinta años (1624 – 1630), Zaragoza, 1967.
SCHILLING,
Heinz, Konfessionalisierung und Staatsinteressen, Paderborn, 2007.
SCHMIDT,
Georg, Der dreißigjährige Krieg, Münschen, 1995.
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